Das letzte Mal haben wir gerade in Eilat, der südlichsten Hafenstadt Israels, angelegt. Langsam aber sicher wird es auch in diesen Regionen etwas kühler, früh morgens und abends kann man nicht mehr ohne weiteres im T-Shirt in Freien stehen – die dicken Winterjacken und Mützen, die unsere philippinischen Kollegen nun ausgepackt haben, benötigt man jedoch auch wieder nicht.
Nach mehr als 6 Wochen an Bord war es an der Zeit, mir einmal wieder die Haare schneiden zu lassen. Generell haben wir zwar die Möglichkeit, solche Dienstleistungen zu vergünstigten Preisen im SPA-Bereich in Anspruch zu nehmen, ich habe mich jedoch für die Alternative entschieden – denn auch unser philippinischer Tischler bietet seine Dienste als Barbier an.
Dazu holt er, um 17 Uhr nach Feierabend, einen alten Bürostuhl in seine Werkstatt. Zwischen Sägen, Feilen und Holzresten holt er anschließend ein kleines Stoffetui hervor, in dem sich sämtliche Utensilien befinden, die zu einem vollgültigen Friseursalon gehören. Irgendwo zaubert er dann noch einen Umhang hervor und es geht los. Wenn die Haarschneidemaschine ein wenig unrund läuft, greift er kurzerhand zu seiner Werkbank und ölt die Mechanik neu – mit dem Öl, welches er sonst für Türscharniere verwendet. Dabei erzählt er von seinem Haus auf den Philippinen, von seiner Familie, von den weißen Sandstränden und Palmen.
Unser Tischler ist auch sonst ein echter Figaro: Von kleiner, rundlicher Figur, stets bestens gelaunt, raffiniert und bei der Arbeit immer am singen. Diese Woche haben wir mit einigen Matrosen angefangen, Weihnachtslieder zu singen – auch hier ist unser Tischler dabei und begleitet gekonnt auf der Gitarre. Erstaunlicherweise singt er auch die deutschen Texte nahezu akzentfrei mit – bloß verstehen tut er nichts …
Mit dieser kleinen Anekdote aus dem Bordalltag verbleibe ich mit besten Grüßen aus Israel!