Live-Seekarte

Samstag, 26. November 2011

Figaro, Figaro, Figaro !


Das letzte Mal haben wir gerade in Eilat, der südlichsten Hafenstadt Israels, angelegt. Langsam aber sicher wird es auch in diesen Regionen etwas kühler, früh morgens und abends kann man nicht mehr ohne weiteres im T-Shirt in Freien stehen – die dicken Winterjacken und Mützen, die unsere philippinischen Kollegen nun ausgepackt haben, benötigt man jedoch auch wieder nicht.


Nach mehr als 6 Wochen an Bord war es an der Zeit, mir einmal wieder die Haare schneiden zu lassen. Generell haben wir zwar die Möglichkeit, solche Dienstleistungen zu vergünstigten Preisen im SPA-Bereich in Anspruch zu nehmen, ich habe mich jedoch für die Alternative entschieden – denn auch unser philippinischer Tischler bietet seine Dienste als Barbier an.

Dazu holt er, um 17 Uhr nach Feierabend, einen alten Bürostuhl in seine Werkstatt. Zwischen Sägen, Feilen und Holzresten holt er anschließend ein kleines Stoffetui hervor, in dem sich sämtliche Utensilien befinden, die zu einem vollgültigen Friseursalon gehören. Irgendwo zaubert er dann noch einen Umhang hervor und es geht los. Wenn die Haarschneidemaschine ein wenig unrund läuft, greift er kurzerhand zu seiner Werkbank und ölt die Mechanik neu – mit dem Öl, welches er sonst für Türscharniere verwendet. Dabei erzählt er von seinem Haus auf den Philippinen, von seiner Familie, von den weißen Sandstränden und Palmen.

Unser Tischler ist auch sonst ein echter Figaro: Von kleiner, rundlicher Figur, stets bestens gelaunt, raffiniert und bei der Arbeit immer am singen. Diese Woche haben wir mit einigen Matrosen angefangen, Weihnachtslieder zu singen – auch hier ist unser Tischler dabei und begleitet gekonnt auf der Gitarre. Erstaunlicherweise singt er auch die deutschen Texte nahezu akzentfrei mit – bloß verstehen tut er nichts …

Mit dieser kleinen Anekdote aus dem Bordalltag verbleibe ich mit besten Grüßen aus Israel!


Donnerstag, 10. November 2011

Besser spät als nie ...


Seit genau einem Monat bin ich nun an Bord der AIDAblu – und damit wird es allerhöchste Zeit, dass ich mich hier zu Wort melde! Die letzten 4 Wochen sind sehr schnell vergangen, nichts desto trotz möchte ich versuchen, das bisher erlebte kurz zusammenzufassen:

Die Anreise nach Hamburg verlief nahezu problemlos, ebenso die Einschiffung. Nachdem an Bord nicht eindeutig geklärt schien, wer für uns 3 Praktikanten verantwortlich sei, schickte man uns kurzerhand zum Bootsmann. Tatsächlich ist dieser nun seit dem zweiten Tag für uns verantwortlich. Das Bedeutet, dass wir im Moment größtenteils mit der Decksmannschaft deren tägliche Arbeiten verrichten. Dazu zählen in erster Linie Instandhaltungsarbeiten, wie waschen und malen – schließlich soll unser Schiff jederzeit einen gepflegten und sauberen Eindruck machen.

Weiterhin legt unser Bootsmann enormen Wert darauf, uns möglichst viel der klassischen Seemannschaft zu vermitteln. So beschäftigen wir uns auch regelmäßig mit Taklingen, Spleißen und natürlich Knoten. Die Tage an Bord sind in der Regel gut ausgefüllt: Regulär beginnt die Arbeit zwar erst um 8 Uhr und endet um 17 Uhr, jedoch helfen wir auch beim Festmachen und Ablegen. Meistens findet das außerhalb der Arbeitszeiten statt, da wir oft sehr früh in den Häfen ankommen uns erst abends wieder ablegen – so kommen wir nicht selten auf eine Arbeitszeit von 10 Stunden am Tag.

Die gesamte europäische Westküste haben wir nun, samt dem regnerischen Herbstwetter der Normandie, hinter uns gelassen. Nach 2 warmen Wochen in der Ägäis haben wir nun den Suezkanal passiert und verbringen den restlichen Monat im Roten Meer, wo wir unter anderem die ägyptischen Häfen Safaga und Sharm-El-Sheik anlaufen und in der Bucht von Aquaba zwischen Jordanien und Israel kreuzen.

So viel zunächst grob zu meinem ersten Monat an Bord, in Kürze gerne mehr! Der Vorsatz jedenfalls ist gefasst. Bis dahin verbleibe ich mit besten Grüßen aus dem Hafen von Sokhna!

P.S.: Leider funktioniert die Seekarte oben rechts nicht recht, solange wir im Roten Meer unterwegs sind. Ich hoffe, das gibt sich, sobald wir im Dezember unser Fahrgebiet wechseln …